Marx-Engels-Forschung

Die historisch-kritischen Editionen von Kapital Band I in der MEGA – unabdingbarer Ausgangspunkt einer neuen Textausgabe

von Thomas Kuczynski
Dezember 2014

[1]

Als im Januar 2013 der Abschluss der Editionsarbeiten an der zweiten Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) feierlich begangen wurde,[2] lagen die unter den Auspizien der früheren Redaktionskommission erarbeiteten historisch-kritischen Editionen von Kapital-Band I schon mehr als zwanzig Jahre vor.[3] Aber obgleich sie in der internationalen Fachwelt als grundsolide anerkannt sind (was dezidierte Kritik im Einzelnen nicht ausschloss), haben sie, soweit zu sehen, nicht dazu geführt, die vorhandenen Studien- bzw. Textausgaben einer – dem neuen Erkenntnisstand entsprechenden – Revision zu unterziehen.[4] Über das Projekt einer solchen neuen Textausgabe in deutscher Sprache (im Folgenden: NTA) und einige seiner Probleme ist im Folgenden zu berichten.

I

Historisch-kritische Ausgaben basieren in aller Regel auf der Erstausgabe des zu edierenden Werks, Text- bzw. Studienausgaben dagegen zumeist auf der Ausgabe letzter Hand. Das ist bei diesem Werk völlig anders, denn: Einerseits findet sich in der neuen MEGA nicht die eine historisch-kritische Ausgabe, die einer Textausgabe zugrunde gelegt werden kann, sondern deren sechs, andererseits hätte eine Ausgabe letzter Hand in der MEGA gar nicht ediert werden können, weil es sie nicht gibt.

Am 22. Oktober 1881 teilte der Verleger der deutschsprachigen Kapital-Ausgaben, Otto Meißner, Marx mit: Die 2. Auflage „geht zur Neige [...] Es wäre deshalb wünschenswerth, wenn Sie das Manuskript zur dritten Auflage vorbereiten wollen, damit der Druck im nächsten Jahre beginnen kann.“[5] Zwar versuchte sich Marx, trotz Krankheit, im November an einigen Änderungen im ersten Kapitel, schrieb aber am 13. Dezember, wenige Tage nach dem Tod seiner Frau Jenny, an Nikolai F. Danielson über seine Pläne, er wolle „den 2. Band so bald wie möglich fertigstellen“ (nach Marx’ damaliger Vorstellung sollte er Buch II und III enthalten), dann „werde ich vielleicht das Buch so umarbeiten, wie ich es jetzt unter anderen Umständen getan hätte.“[6] Dies wie ich es jetzt getan hätte bezieht sich wohl auf jene tiefgehende Überarbeitung, die sich in den Eintragungen zum Unterkapitel I. 1 von Band I anzudeuten scheint, mit der er offenbar schon begonnen hatte, die er nun, nach Jennys Tod, abbrechen musste – und im Grunde nie wieder aufnehmen konnte.[7]

Deshalb gibt es keine Ausgabe letzter Hand ‑ oder allenfalls zwei, die zweite deutsche und die französische Ausgabe,[8] in der Marx, nach seinem eigenen Urteil, im Vergleich zur deutschen „manches Neue zugesetzt und vieles wesentlich besser dargestellt“ hatte.[9] Aber trotz all ihrer inhaltlichen Stärken ‑ es wäre, wie Marx einmal in anderem Zusammenhang so schön formuliert hat, „unthubar und falsch“,[10] dem deutschsprachigen Lesepublikum als Textausgabe eine Übersetzung der französischen Ausgabe anzubieten, denn in ihr würden alle sprachlichen Eigenheiten des Verfassers und seines Werks verloren gehen, ganz abgesehen davon, dass Marx selbst nicht nur um die Stärken der Ausgabe wusste, sondern auch von ihren „literarischen Schwächen“ sprach, allerdings ausdrücklich betonte: Die Ausgabe „besitzt, unabhängig vom Original, einen wissenschaftlichen Wert und sollte selbst von Lesern herangezogen werden, die mit der deutschen Sprache vertraut sind.“[11]

Als Engels nach Marx’ Tod die allseits erbetene dritte Auflage vorzubereiten begann, fand er in dessen Nachlass je ein Handexemplar der zweiten deutschen und der französischen Ausgabe, die Marx mit einer Vielzahl von miteinander korrespondierenden Eintragungen versehen hatte. Nach seinem damaligen Kenntnisstand musste Engels annehmen, dass Marx dort jene Änderungen angemerkt bzw. skizziert hatte, die er in der dritten Auflage vorzunehmen gedachte, und verfuhr dementsprechend. Was Engels nicht wusste, war, dass Marx das Gros dieser Eintragungen schon Jahre früher vorgenommen hatte, als die Möglichkeit zu bestehen schien, eine englische Übersetzung in den USA herauszugeben.

Damals, Ende September 1877, hatte Marx seinem Freund Friedrich Adolph Sorge mitgeteilt, dass er zwar aus Zeitgründen bei keiner Übersetzung mehr mitwirken wolle, ihm aber drei Wochen später eine Vorarbeit für den Übersetzer geschickt.[12] Aus dieser Vorarbeit,[13] die Engels bei der Erarbeitung der dritten Auflage nicht bekannt war, ist zu ersehen, dass Marx die „amerikanische Ausgabe“ als Kompilation von deutscher und französischer Ausgabe konzipiert hatte. Ihm als Autor schwebte also im Grunde das vor, was heute editionswissenschaftlich eine Kontamination genannt wird, zu deutsch: eine Besudelung oder Entweihung – immerhin des eigenen Werks. Das und nichts anderes sollte nach dem Willen des Autors diese Ausgabe sein.

Hatte Marx im Hinblick auf die Erarbeitung der „amerikanischen Ausgabe“ detaillierte Instruktionen für den ins Auge gefassten Übersetzer verfasst, so hielt er sich ein Jahr später, im November 1878, wesentlich kürzer. Danielson, der von ihm hochgeschätzte Übersetzer der ersten russischen Ausgabe vom Kapital-Band I, wollte eine neue Übersetzung vorbereiten und stellte Marx die „Frage, ob Sie nicht geneigt wären, einig[e] Veränderungen in der französi[s]chen und in der 2t deutsche[n] Auflage zu machen.“[14] In seinen Antworten befand Marx dreierlei: „Bezüglich der zweiten [russischen] Auflage des Kapitals bitte ich zu beachten: 1. Ich möchte, dass die Kapiteleinteilungen – und das gleiche gilt für die Unterteilungen – nach der französischen Ausgabe gemacht werden. 2. dass der Übersetzer stets sorgfältig die zweite deutsche Auflage mit der französischen vergleicht, da die letztere viele wichtige Änderungen und Ergänzungen enthält (obwohl ich allerdings auch manchmal gezwungen war – besonders im ersten Kapitel –, die Darstellung in der französischen Fassung zu „aplatir“ [verflachen]). 3. Einige Änderungen, die ich für nützlich halte, werde ich unter allen Umständen innerhalb von 8 Tagen für Sie fertigzumachen versuchen, so dass ich sie am nächsten Samstag (heute ist Freitag) absenden kann.“[15] Vierzehn Tage später teilte er ihm mit: Ich „finde, dass – abgesehen von den Änderungen, die der Übersetzer durch Vergleich der zweiten deutschen Auflage mit der französischen vornehmen muss – nur sehr wenige Änderungen notwendig sind, die Sie nachfolgend in diesem Brief finden. Die beiden ersten Abschnitte („Ware und Geld“ und „Die Verwandlung von Geld in Kapital“) sind ausschließlich nach dem deutschen Text zu übersetzen.“ (In der Tat benannte er lediglich zwei Änderungen, eine im deutschen und eine im französischen Text.)[16]

Marx hatte nicht explizit formuliert, was beim „Rest“, also bei achtzig Prozent des Buches, im Falle von Abweichungen zwischen den beiden Ausgaben übersetzt werden sollte, denn das verstand sich für ihn offenbar von selbst, hatte er doch häufig genug die Vorzüge der französischen Ausgabe gegenüber der deutschen hervorgehoben. Auch konnten Fragen des Stils bei einer Übersetzung in eine dritte Sprache für ihn, wenn überhaupt, nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Letzteres musste Engels selbstverständlich ganz anders sehen und vermerkte im Vorwort zur dritten Auflage: „Die Zusätze und Ergänzungen hätte Marx jedenfalls noch überarbeitet und das glatte Französisch durch sein eignes gedrungenes Deutsch ersetzt; ich musste mich begnügen, sie unter möglichstem Anschluss an den ursprünglichen Text zu übertragen.“[17]

Im privaten Briefwechsel klang diese sachliche Feststellung allerdings ganz anders, etwa in Engels’ Brief an Sorge von Ende Juni 1883: „Die 3. Auflage [...] macht mir eine Heidenarbeit. [...] Dazu die Verantwortung. Denn die französische Übersetzung ist teilweise eine Verflachung des Deutschen, und deutsch würde M[arx] nie so geschrieben haben.“[18] Nur eine doppelte Verantwortung, die gegenüber dem Lebenswerk seines Freundes und die gegenüber dem Publikum, kann Engels dazu bewogen haben, diese dritte vermehrte Auflage so in Druck zu geben, wie er es getan hat.

Sein Urteil über die französische Übersetzung stand übrigens seit Jahren fest, denn schon am 29. November 1873 hatte er Marx geschrieben: „Gestern las ich im Französischen das Kapitel über die Fabrikgesetzgebung. Bei allem Respekt vor der Kunst, womit dieses Kapitel in elegantes Französisch verwandelt, tut es mir doch leid um das schöne Kapitel. Kraft und Saft und Leben sind zum Teufel. Die Möglichkeit für den Alltagsschriftsteller, sich mit einer gewissen Eleganz auszudrücken, ist erkauft mit der Kastration der Sprache. Gedanken zu zeugen in diesem modernen Zwangsfranzösisch wird mehr und mehr unmöglich. Schon die durch die pedantische formelle Logik fast überall nötig gewordne Umstellung der Sätze nimmt der Darstellung alles Frappante, alle Lebendigkeit. Bei der englischen Übersetzung das französische Gewand zur Grundlage nehmen, würde ich für einen großen Fehler halten.[19]

Marx antwortete ihm am nächsten Tage, sehr zurückhaltend, geradezu besänftigend: „Da Du einmal an der französischen Übersetzung des „Kapital” bist, so ist’s mir lieb, wenn Du weiter damit gehst. Ich glaube, Du wirst einzelnes finden, was besser als im Deutschen ist.“[20] Und Engels replizierte ein paar Tage später in ähnlicher Tonlage: „Über die französische Übersetzung nächstens mehr. Bis jetzt finde ich, dass das, was Du umgearbeitet hast, allerdings besser als im Deutschen, dafür kann aber weder das Französische noch das Deutsche. Am besten ist die Notiz über Mill, quant au style [was den Stil betrifft].“[21]

Das versprochene nächstens mehr blieb allerdings aus, und auch Marx kam auf den zwischen ihnen umstrittenen „häklichen Punkt“ nie wieder zurück. Es versteht sich daher von selbst, dass er später, im Oktober 1877, es für sinnlos gehalten hat, das in den Instruktionen niedergelegte Konzept mit seinem Freund zu debattieren. Umso schockierender muss es für diesen gewesen sein, als er im Zusammenhang mit der Revision der englischen Übersetzung von Sorge eben diese Instruktionen zugeschickt bekam[22] und feststellen musste, dass der Freund in diesem Punkt seinem Rat in gar keiner Weise gefolgt war.[23] Und auch wenn er Sorge gegenüber versicherte, das Manuskript habe ihm „manche nützliche Winke gegeben, die auch für die 4. Auflage ihrerzeit Verwendung finden werden“[24] – es war schließlich blitzwenig, was er dorthin an Änderungen übernahm, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass er zu dieser Zeit immer noch mit der Herausgabe von Kapital-Band III befasst war, nicht zu reden von seinen zahllosen Verpflichtungen als dem führenden Kopf der internationalen Arbeiterbewegung.

II

Für Neuausgaben von Kapital-Band I mahnte Marx an, „stets sorgfältig die zweite deutsche Auflage mit der französischen“ zu vergleichen. Diese Forderung bezog sich selbstredend auf Übersetzungen in dritte Sprachen. Die Frage, wie er selbst bei einer – seinerzeit allerdings kaum zu erwartenden – Neuauflage in Frankreich vorgegangen wäre, kann niemand beantworten. Wie er bei der notwendigen Neuauflage in Deutschland verfahren wollte, ergibt sich aus seinem letzten Brief an Danielson: Für eine dritte Auflage so wenig Änderungen wie möglich und – nach Fertigstellung von Band II – eine mehr oder minder komplette Neufassung von Band I, ganz sicher nicht nur unter Berücksichtigung des von ihm für die „amerikanische Ausgabe“ vorgenommenen Vergleichs, sondern weit darüber hinausgehend. Eine solche Neufassung hätte niemand anders als er vornehmen können – vorausgesetzt, er hätte Band II fertig gestellt –, und sie kann auch nicht im Nachhinein „rekonstruiert“ werden.

Marx’ nur brieflich mitgeteilte Mahnung war seit der 1929 erfolgten Veröffentlichung seiner Briefe an Danielson[25] bekannt und bildete einen der Ausgangspunkte für den Vergleich der französischen Ausgabe mit der 2. deutschen Auflage, der im Moskauer Marx-Engels-Institut (MEI) begonnen worden war. Einige vorläufige Ergebnisse fassten die beiden Mitglieder der „ökonomischen Brigade“ Valerie (Wally) Kropp und Kurt Nixdorf am 5. Februar 1931 in einem Schreiben an den Institutsdirektor, David B. Rjazanov, zusammen und vermerkten darin u. a.: „Sporadisch haben wir die Sache bereits durchgeführt ... Es hat jedoch nur dann einen Wert, diesen Vergleich systematisch durchzuführen, [...] wenn Gen. Rjazanov die prinzipielle Frage entscheidet, wie viel von dem französischen Text verwendet werden soll: so viel wie Engels, oder mehr als Engels verwendete.“ Sie betonten einerseits, dass in letzterem Falle „der Text nur gewinnen“ könne, andererseits und ausdrücklich, dass diese Frage „[f]ür die Volksausgabe, die keine Varianten bringen kann, [...] die grundlegende Frage“ sei.[26]

Auf den Inhalt dieses Schreibens, das mir die entscheidende Anregung für die Inangriffnahme meines eigenen Projekts gab, wird im Schlussteil dieses Berichts noch näher einzugehen sein. Hier jedoch muss das Schicksal des Schreibens und der an ihm Beteiligten im Kontext der politischen Ereignisse kurz skizziert werden. Zunächst: Eine Woche später, am 12. 2., wurde das MEI unter dem Vorwand einer Desinfizierung vorübergehend geschlossen und am 16. 2. Rjazanov verhaftet, am 20. 2. beschloss das Politbüro des ZK der KPdSU (B), Vladimir V. Adoratskij, bislang stellvertretender Direktor des Lenin-Instituts (LI), zum neuen Direktor des MEI zu ernennen, am 5. 3. wurde mehr als die Hälfte der Institutsmitarbeiter, unter ihnen auch Kropp und Nixdorf, entlassen, am 5. 4. beschloss das Politbüro, das Marx-Engels-Lenin-Institut (MELI) zu bilden, dem die Mitarbeiter des LI und die noch verbliebenen Mitarbeiter des MEI angehörten, und das nun dem ZK direkt unterstellt, also zu einem Parteiinstitut geworden war.[27] Sodann: Rjazanov wurde 1938 erschossen, ebenso Nixdorf, das spätere Schicksal von Kropp ist unbekannt, der Vorschlag „überlebte“ im Archiv und wurde erst 1997 publiziert.[28] Schließlich: Die von Anbeginn vorgesehene Volksausgabe von Kapital-Band I erschien ein Jahr nach der Schließung des MEI und basierte nahezu vollständig auf Engels’ vierter Auflage.

In seinem auf den 30. 3. 1932 datierten Vorwort erteilte der neue Direktor, Adoratskij, allen Versuchen, über Engels’ Edition hinauszugehen, eine Absage. Nachdem er Engels’ – durchaus unzutreffende – Bemerkung zitiert hatte, in der 3. Auflage sei „kein Wort geändert, von dem ich nicht bestimmt weiss, dass der Verfasser selbst es geändert hätte,“[29] zog er gegen die im Frühjahr 1914 erschienene Volksausgabe von Karl Kautsky[30] zu Felde: „Kautsky hat es anders gemacht. Er hat sich an die Aenderung des von Engels herausgegebenen Marxschen Text herangewagt und ...“[31] Kautskys „Verbrechen“ hatte vor allem darin bestanden, bei der Auswahl dessen, was aus der französischen Ausgabe zu berücksichtigen sei, über Engels hinausgegangen zu sein. Mit diesem sozusagen parteioffiziellen Verdikt war Engels’ vierte Ausgabe als sakrosankt erklärt und blieb das über fünfzig Jahre hinweg.[32] Schon die vier Wochen später erschienene Ausgabe von Karl Korsch, der – im Gegensatz zu Kautsky – die meisten der von Engels vorgenommenen Änderungen ignoriert hatte und im Grunde zur Ausgabe von 1872 zurückgekehrt war, verfiel der Feme.[33] Nicht sehr viel anders erging es dreißig Jahre später den Ausgaben, die Maximilien Rubel[34] und Rudolf Hickel[35] herausgaben. Ihren Tiefpunkt sollte diese Entwicklung allerdings erst weitere zwanzig Jahre später erreichen, als in Frankreich die bis dahin immer wieder nachgedruckte Ausgabe von Marx durch eine neue ersetzt wurde, die auf Engels’ letzter Ausgabe basierte und sämtliche von Marx vorgenommenen und von Engels nicht übernommenen Zusätze und Veränderungen vollständig ignorierte.[36] Marx Forderung, man müsse bei einer Neuübersetzung stets beide Ausgaben sorgfältig miteinander vergleichen, wurde auch von Lefebvre und seinen Mitarbeitern souverän beiseite geschoben, sie wurde nicht einmal zitiert.

Wenigstens erwähnt werden muss jedoch, dass auch unter Adoratskij an einer historisch-kritischen Edition von Kapital-Band I weitergearbeitet wurde, zwar ebenso wie die Volksausgabe auf Engels’ vierter Ausgabe basierend, jedoch einschließlich eines vollständigen Vergleichs aller sechs von Marx und Engels erarbeiteten Ausgaben und Übersetzungen.[37] Das Vorhaben „scheiterte ..., weil bei allen Kombinationen ein solch komplizierter Text entstand, in dem man sich nicht zurecht fand.“[38] Kurz darauf wurden die Arbeiten wohl eingestellt.[39]

III

Marx’ Mahnung, stets sorgfältig die zweite deutsche Auflage mit der französischen zu vergleichen, bezog sich auf Übersetzungen in dritte Sprachen. Kropp/Nixdorf wollten sie, wie gesehen, auch auf die Erarbeitung einer neuen Volksausgabe in deutscher Sprache anwenden, allerdings mit dem Blick auf Engels’ vierte deutsche Ausgabe. Der Bearbeiter der vorgesehenen (und im Rohentwurf fertig gestellten) NTA hat diesen Vergleich dagegen ganz so durchgeführt, als ob Engels’ Ausgaben gar nicht existierten, diese aber selbstredend bei der Erarbeitung der NTA vollständig berücksichtigt: Die unverrückbare Grundlage jeder neuen Ausgabe, gleich in welcher Sprache, kann nur die zweite deutsche Auflage sein, denn es ist sein Werk, das zu edieren ist, und es war seine deutsche Muttersprache, in der Marx die von ihm begründete und weit über die seiner Vorgänger hinausreichende Terminologie entwickelt hat. Demgegenüber sind alle von Engels vorgenommenen Änderungen und Ergänzungen zweitrangig.

Marx selbst hatte durchaus Schwierigkeiten, diese seine Terminologie in andere Sprachen, hier eben ins Französische, zu übertragen. So fand er für das von ihm gern und oft verwendete Wort Prozess zwar das hilfsweise gebrauchte und mit einer ausführlichen Anmerkung versehene Wort procès,[40] beließ es aber häufig bei dem viel schwächeren, weil weniger stringenten Terminus mouvement (Bewegung)[41] oder ließ es zuweilen auch ganz weg – so wurde aus Kapitel II Der Austauschprozess das schlichte Des échanges (Vom Austausch) – und ersetzte schließlich den Titel des ersten Bandes (Der Produktionsprozess des Kapitals) durch Développement de la production capitaliste (Entwicklung der kapitalistischen Produktion). Bereitete die Übertragung des Begriffs Wert keine Schwierigkeit (valeur), so doch die der Komposita Verwertung, sich verwerten, Verwertungsprozess usw., bis hin zum sich selbst verwertenden Wert und dem in der Tat für seine gesamte Theorie grundlegenden Begriff Mehrwert, dessen Übersetzung später zu einem in Frankreich besonders intensiv diskutierten Problem (plus-value versus survaleur) avancierte.[42]

Umgekehrt war bei der Übertragung von in der deutschen Ausgabe nicht enthaltenen Passagen streng darauf zu achten, von Marx auf Deutsch eingeführte Termini weiter zu verwenden, also z. B. produit net bzw. produit brut nicht – wie Engels es getan hat – mit Hilfe der von Marx nie verwendeten Termini Nettoprodukt bzw. Bruttoprodukt zu übertragen, sondern eben mit Mehrprodukt bzw. Gesammtprodukt.[43] Ebenso wurde Marx’ philosophische Terminologie nicht angetastet; dies betrifft insbesondere die gerade in den ersten beiden Abschnitten des Buches in Form von direkten Anleihen oder indirekten Anspielungen gehäuft auftretende Verwendung der von Hegel in der deutschen Sprache etablierten philosophisch-dialektischen Terminologie, bei deren Übertragung ins Französische sich Marx nach eigenem Zeugnis gezwungen sah, sie zu verflachen (aplatir).[44] In diesem Zusammenhang sei auch angemerkt, dass erstens daraus – aber nicht nur daraus – resultierende Fehlübersetzungen in der französischen Ausgabe in den allermeisten Fällen ignoriert werden konnten (es geht ja um eine korrekte deutsche Ausgabe), zweitens heute als political incorrect bzw. gender incorrect geltender Sprachgebrauch (wie Neger, Weiber usw.) selbstverständlich erhalten blieb, als historisch gegeben hinzunehmen war,[45] und drittens einige heute im Deutschen überhaupt nicht mehr gebräuchliche Wörter und Flexionen in redaktionellen Fußnoten erläutert wurden.

Der wirkliche Gewinn für die NTA resultierte aber, wie schon von Kropp/Nixdorf vorausgesehen, aus dem sorgfältigen Vergleich beider Ausgaben. Die mehrfach wiederholte Klage, wie viel Arbeit ihm die Bearbeitung der Übersetzung mache[46] sowie das dem Publikum schließlich mitgeteilte Urteil: „Herr J. Roy hat sich anheischig gemacht, eine Übersetzung zu geben, die so genau wie möglich und sogar wörtlich ist; er hat seine Aufgabe gewissenhaft erfüllt. Aber gerade seine Genauigkeit hat mich gezwungen, die Fassung so zu ändern, dass sie dem Leser zugänglicher wird“[47] – sie mögen allesamt berechtigt gewesen sein, übersehen aber einen Umstand, den der Autor selbst beim Redigieren zunächst offenbar gar nicht recht wahrgenommen hat, vielleicht auch nicht wahrnehmen konnte:

Mit Joseph Roys hyperexakten Übersetzung lag ihm ein völlig fremder – ein ihm direkt entfremdeter – Text vor, dessen Schwächen ihm in ganz anderer Weise ins Auge springen mussten, als wenn es sein eigener Text gewesen wäre. Wie gut oder auch wie schlecht sie gewesen sein mag – da sie nicht überliefert ist, kann das niemand überprüfen –, sie war es, die ihn zu dieser Überarbeitung zwang, in deren Ergebnis ein Text entstand, von dem er im Rückblick meinte, in ihm vieles wesentlich besser dargestellt zu haben.[48] Da im Rahmen dieses Aufsatzes keine Vergleiche längerer Passagen gegeben werden können, mögen die folgenden kleinen Beispiele zur Illustration dienen:

1) In der Erstausgabe ist, dem Kontext entsprechend, die Rede von „Formen, denen es auf der Stirn geschrieben steht, dass sie einer Gesellschaftsformation angehören, worin der Produktionsprozess die Menschen, der Mensch noch nicht den Produktionsprozess bemeistert [...]“ Aus diesen Formen wurden in der zweiten Auflage Formeln, und diese begleiten das deutschsprachige Lesepublikum bis heute, wurden also nie als Druckfehler identifiziert, wohingegen dem französischsprachigen bei Marx weiterhin die formes begegneten und erst bei Lefebvre die formules.[49] Selbstredend muss der Fehler in der NTA korrigiert und zu den Formen aus der Erstausgabe zurückgekehrt werden.

2) In der zweiten Auflage meinte Marx, der Schatzbildner strebe, indem er das Geld vor Zirkulation zu retten sucht, die rastlose Vermehrung des Tauschwerths an. Das ist aus politökonomischer Sicht definitiv falsch (dem Schatz wird durch bloßes Lagern kein Penny hinzugefügt), und daher hat er diesen offensichtlichen Fehler in der französischen Ausgabe dahingehend korrigiert, dass der Schatzbildner la vie éternelle de la valeur (das ewige Leben des Werts) anstrebe. Damit war Marx im ersten Teil der Wendung inhaltlich zu der Fassung in der Erstausgabe zurückgekehrt: Die Unvergänglichkeit des Tauschwerths ... Offenbar unkonzentriert, notierte er aber in seinem Handexemplar lediglich die im zweiten Teil vorhandene Präzisierung, änderte Tauschwerths zu Werths, und in dieser Form ging sie in Engels’ deutsche Ausgaben ein.[50] Im Entwurf der NTA steht nun: Die Unvergänglichkeit des Werths ... Schon dies kleine Beispiel zeigt, dass in der Tat alle Ausgaben miteinander verglichen und darüber hinaus auch zunächst revidierte, dann aber doch (auf Französisch) wiederhergestellte Aussagen angesehen werden müssen, um die den Marx’schen Intentionen vermutlich am ehesten entsprechende Formulierung zu finden.

3) In einer Note zur 2. Auflage benennt Marx als Charakteristikum der kapitalistischen Epoche, dass die Arbeitskraft zur Ware wird, und fährt fort: „Andrerseits verallgemeinert sich erst von diesem Augenblick die Waarenform der Arbeitsprodukte.“ Diese Aussage hatte er in einer Zettelsammlung mit Ergänzungen und Änderungen zu den ersten Kapiteln von Kapital-Band I vorformuliert, sie aber später, bei der Vorbereitung der französischen Ausgabe, zu der viel prägnanteren umformuliert: „Andrerseits wird erst von diesem Augenblick die Waarenform der Arbeitsprodukte zur gesellschaftlich herrschenden Form“ – eine Aussage, die er dort auch so verwendet hat (D’autre part, ce n’est qu’à partir de ce moment que la forme marchandise des produits devient la forme sociale dominante).[51] War es hier gar keine Frage, welcher Formulierung der Vorzug zu geben sei, so zeigt das Beispiel darüber hinaus, dass bei der Erarbeitung der NTA auch zwischenzeitlich angefertigte Notizen und Fragmente zu berücksichtigen waren.

4) In der 2. deutschen Ausgabe folgt auf die Überschriften der Abschnitte III und IV Die Produktion des absoluten Mehrwerths bzw. Die Produktion des relativen Mehrwerths etwas verwirrend als Überschrift von Abschnitt V Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerths. In der Erstausgabe war das (dort die späteren Abschnitte V und VI umfassende) Kapitel mit Weitere Untersuchungen über die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerths übertitelt, ein Titel, der in der französischen Übersetzung zweckmäßig auf Recherches ulterieures sur la production de la plus-value (Weitere Untersuchungen über die Produktion des Mehrwerts) gekürzt wurde. In der NTA soll diese Kurzfassung verwendet werden.

5) Während in allen deutschsprachigen Ausgaben der Erfinder der Rumford-Suppe „ein amerikanischer Humbug, der baronisirte Yankee Benjamin Thompson (alias Graf Rumford)“ war, ließ Marx in der französischen Ausgabe die vorangestellte Charakterisierung – ein amerikanischer Schwindler – weg und setzte zu dessen Werk in seiner Fußnote achtungsvoll hinzu: „Wir befassen uns hier, wohlbemerkt, nur mit dem ökonomischen Teil dieser Essays. Was Thompson’s Forschungen über die Wärme usw. angeht, so ist ihr Verdienst heute allgemein anerkannt.“ (Bien entendu, nous n’avons affaire ici qu’à la partie économique de ces « Essais. » Quant aux recherches de Thompson sur la chaleur, etc., leur mérite est aujourd’hui généralement reconnu.)[52]

6) Im Zusammenhang mit dem allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation schreibt Marx in der 2. Auflage über die „konsolidirte Surpluspopulation oder die Arbeiterschichten, deren Elend im umgekehrten Verhältniss zu ihrer Arbeitsqual steht.“ Mit dem Blick auf die Formulierung in der französischen Ausgabe „surpopulation consolidée dont la misère est en raison directe du labeur imposé“ verkürzte er im Handexemplar zwar den ersten Teil zu konsolidirte Uebervölkerung, aber die wirklich wesentliche Korrektur im direkten Verhältniss, die nahm er nicht vor, obwohl er sie (auf französisch) unmittelbar vor seiner Nase hatte.[53]

7) Während Marx in der deutschen Ausgabe schlankweg erklärte, „Akkumulation von Waaren in grossen Massen ist Resultat einer Cirkulationsstockung oder der Ueberproduktion,“ relativierte er diese Aussage in der französischen durch den Einschub „quand elle n’est pas un incident passager de leur circulation même“ (sofern sie nicht eine vorübergehende Störung ihrer Zirkulation selbst ist).[54]

Es war wohl genau diese Art der Präzisierung, die Engels im Vorwort zur 3. Auflage im Hinblick „auf den letzten Theil des Buchs“ zu der Feststellung veranlasste: „Hier folgte der bisherige Text mehr als sonst dem ursprünglichen Entwurf ... Der Styl war daher lebendiger, mehr aus einem Guss, aber auch nachlässiger, mit Anglicismen versetzt, stellenweise undeutlich; der Entwicklungsgang bot hier und da Lücken, indem einzelne wichtige Momente nur angedeutet waren.“[55] Das Bedauern, dass hier etwas vom ursprünglichen Entwurf verloren gegangen, nämlich der Styl dort lebendiger und mehr aus einem Guss gewesen sei, ist zwar nur leise ausgesprochen, aber unüberhörbar, insbesondere für jene, die sich an Engels’ Urteil über die französische Ausgabe erinnern.

Bei der Gestaltung der NTA mussten derartige stilistische Erwägungen zurücktreten, nicht nur gegenüber inhaltlichen Präzisierungen, sondern auch gegenüber solchen, die, aus der französischen Ausgabe übernommen, der Verdeutlichung dienen. Wer demgegenüber auf dem von Marx im Sommer 1865 entworfenen Bild beharren will – „... das ist der Vorzug meiner Schriften, dass sie ein artistisches Ganzes sind, und das ist nur erreichbar mit meiner Weise, sie nie drucken zu lassen, bevor sie ganz vor mir liegen“[56] –, übersieht, dass Marx selbst sich mit der gesonderten Veröffentlichung von Band I von dieser Vision verabschiedet hatte, erst recht mit der 2. Auflage, bei der schon einige der von Engels der französischen Ausgabe zugeschriebenen Verluste eingetreten waren.

IV

Ein weiteres Problem, mit dem Engels, vor allem bei der Revision der englischen Übersetzung und anschließend auch bei der 4. Auflage, konfrontiert war, ist die Marx’sche Zitierweise gewesen. Was er, sehr pietätvoll und zurückhaltend, in einer insgesamt 14zeiligen Passage mit den Worten „Es fanden sich dabei mancherlei kleine Ungenauigkeiten [...] Und was dergleichen kleine Ungenauigkeiten und Nachlässigkeiten mehr sind“ umschrieb,[57] war allerdings ein Problem, dessen Dimension sich schon erahnen lässt, wenn man Marx’ eigenes Zeugnis dazu ernst nimmt (was explizit wohl nie geschehen ist). Im Zusammenhang mit Plagiatsvorwürfen gegenüber Ferdinand Lassalle („Lassalles Plagiarismus“) vermerkte er nämlich: „Es ist komisch, wie er mir sogar lit[erar]-hist[orische] „Versehen“, da ich nämlich manchmal aus dem Kopf zitiere, ohne die Sachen nachzusehn, abschreibt.“[58] In der MEGA als einer historisch-kritischen Edition wurde das Problem in der Weise gelöst, dass die von Marx in Anführungszeichen gesetzten Passagen im Text abgedruckt wurden und der in der jeweiligen Quelle enthaltene Originaltext im dazugehörigen Apparatband, wo ihn die daran Interessierten selber nachlesen können. In den vorausgegangenen Volks- und Studienausgaben war es dagegen weitestgehend ausgespart worden. Zur Verdeutlichung seiner Dimension sei zunächst ein – zugegeben besonders drastisches – Beispiel angeführt.

Im Kapitel über den Arbeitstag wirft Marx die Frage auf: „Aber was ist ein Arbeitstag?“ und bemerkt dazu in seiner Fußnote: „Diese Frage ist unendlich wichtiger als die berühmte Frage Sir Robert Peel’s an die Birminghamer Handelskammer: „What is a pound?“ eine Frage, die nur gestellt werden konnte, weil Peel über die Natur des Geldes eben so unklar war als die „little shilling men“ von Birmingham.“[59] Die Passage blieb in allen späteren Ausgaben inhaltlich unverändert, und erläutert wurde gegebenenfalls allein der Terminus little shilling men. Nach der von Marx so zitierten Frage und seiner die Fragestellung selbst treffenden Kommentierung war da auch nichts weiter zu erläutern. Aber was hatte Peel wirklich gefragt?

Die Autoren der Gemini Letters zur Currency Question von 1844 berichteten: „The recent discussion between Sir Robert Peel and the Birmingham Chamber of Commerce is likely to prove much more important than either of the parties, or the public generally, originally anticipated; [...] The Minister was quite satisfied with asking the question, ‚What will your pound note represent?’ This question was evidently considered to be one which would be ‘taking’ with the public; […]“[60] In seinen Exzerpten notierte Marx im Oktober 1850 zunächst: „Sir R. Peel, in seinem Krakehl mit der Birmingham Chamber of Commerce fragt: „What will your pound note represent?“ p. 266, (nähmlich die Pfundnote, wenn nicht gezahlt in Gold)“, und schloss die Passage zu diesem Punkt mit der Bemerkung ab: „Das Wort ‚One pound ist die ideal Unit.’ p. 272.“[61] Gleichgültig, ob das Pfund als ideal Unit betrachtet wird oder nicht, klar ist, dass Peel eine im historischen Kontext der Debatte sinnvolle Frage gestellt hatte.

Acht Jahre später, an der Jahreswende 1858/59, referiert Marx die Debatte ausführlich und zitiert die Frage in erweiterter Form: „Sir Robert Peel in seiner Polemik mit der Birminghamer Handelskammer fragt: was wird eure Pfundnote repräsentiren? Was ist ein Pfund? [...] Das Pfund ist eine ideale Einheit [...]“[62] Was in die Polemik wohl als zuspitzender und in diesem Sinne hilfreicher Zusatz von Marx in Form einer (gar nicht gestellten) Zusatzfrage „hineingemogelt“ worden war, also die Frage Was ist ein Pfund?, das blieb ihm im Kopf, aus dem er zitierte, das andere hatte er beim Abfassen von Kapital-Band I offenbar schon vergessen. Auf diese Weise also entstand die Peel in den Mund gelegte und, aus dem Zusammenhang gerissen, in der Tat ziemlich sinnlos klingende Frage: What is a pound?

Was hier in drei Absätzen an Editionsgeschichte ausgebreitet ist, das ist für jene, denen es allein um das Studium eines zuverlässigen Kapital-Texts geht, völlig uninteressant, geradezu störend, weil von der sie interessierenden polit-ökonomischen Problematik ablenkend. Einerseits. Andererseits sollten sie nach der Lektüre des Marx'schen Originaltexts und der sowieso erforderlichen Erläuterung zu den little shilling men durchaus wissen, dass Peel in der Tat gefragt hatte: „Was ist Ihr Pfund [Sterling] wert?“ So viel Gerechtigkeit gegenüber Kritisierten muss sein.

Engels, dem dieser Zitierfehler nicht aufgefallen war, hat die am Beispiel exemplifizierte Problematik in der englischen Übersetzung und in der 4. deutschen Ausgabe auf sehr verschiedene und nicht immer konsistente Weise zu lösen versucht. Drei Beispiele mögen dies illustrieren:

1) In einer längeren Fußnote vermerkt Marx u. a.: So Eden l. c. b. I, ch. I: „Von der Freiheit der Ackerbauer datirt der Pauperismus ... Manufakturen und Handel sind die wahren Aeltern unsrer nationalen Armen.“ Die Sätze basieren beide auf Engels’ Exzerpt aus Edens The state of the poor, nur hatte Marx bei seiner Anleihe übersehen, dass der erste (Von der Freiheit der Ackerbauer fängt die Armuth als solche an) Kommentar von Engels war und nur der zweite (that manufactures and commerce are the true parents of our national Poor) Zitat aus Eden. In der 4. deutschen Ausgabe ergänzte Engels die fehlende Seitenzahl und ließ den Text ansonsten unverändert. In seiner englischen Übersetzung dagegen zitierte er im ersten Teil, was Eden wirklich geschrieben hatte: „The decrease of villenage seems necessarily to have been the era of the origine of the Poor.“[63] Damit war zwar Edens Auffassung korrekt wiedergegeben, aber die Sicht von Marx (bzw. Engels) verloren gegangen. Im Entwurf der NTA blieb der erste Satz unverändert, aber in Anführungszeichen wurde nur der zweite gesetzt.

2) Zu den neu errichteten Wildwaldungen in Hochschottland meinte der von Engels in der englischen Übersetzung korrekt zitierte Economist: „Yet here we see the modern instincts of feudalism ... operating pretty much as they did when the Norman Conqueror ... destroyed 36 villages to create the New Forest ...“ In der vierten deutschen Auflage fügte er in die sehr und wohl zu freie Marx’sche Übersetzung lediglich die fehlenden Auslassungspunkte ein: „Die feudalen Instinkte bethätigen sich wie zur Zeit wo der normännische Erobrer 36 Dorfschaften zerstörte, um den New Forest zu schaffen ...“[64] Im Entwurf der NTA lautet der Zitatanfang: „Schon hier sehn wir die modernen Instinkte des Feudalismus sich ... genauso bethätigen wie zur Zeit [...]“

3) Marx’ jüngster Tochter Eleanor, die im Rahmen der englischen Übersetzung die Hauptarbeit bei der Prüfung der englischen Quellen zu leisten hatte, war es, wie schon beim Beispiel der Gemini Letters zu sehen gewesen, nicht immer gelungen, die Zitierfehler ihres Vaters aufzuspüren. So schreibt Marx Herman Merivale die Auffassung zu: „In altcivilisirten Ländern ist der Arbeiter, obgleich frei, naturgesetzlich abhängig vom Kapitalisten, in Kolonien muss diese Abhängigkeit durch künstliche Mittel geschaffen werden,“ und Engels hat das auch so übersetzt (In ancient civilized countries the labourer, though free, is by law of nature dependent on capitalists ; in colonies this dependence must be created by artificial means.) In den Londoner Heften dagegen hatte Marx die Lectures on colonization and colonies völlig richtig exzerpiert: „In densely peopled colonies the labourer, although free, is naturally dependent on the capitalist; in thinly peopled ones, the want of this natural dependence must be supplied by artificial restrictions,“ dann aber mal wieder „aus dem Kopf zitiert“ und Merivale überdies mit dem Begriff naturgesetzlich seine eigene Terminologie unterschoben.[65] Der Versuch, Merivales Auffassung korrekt zu übersetzen, ohne die Überzeugungskraft der Marx’schen Argumentation zu beschädigen, führt zu der Formulierung: „In dicht besiedelten Kolonien ist der Arbeiter, obgleich frei, natürlicher Weise abhängig vom Kapitalisten, in dünn besiedelten muss diesem Mangel an natürlicher Abhängigkeit durch künstliche Beschränkungen abgeholfen werden.“

V

Aus den bisherigen Darlegungen ergibt sich, dass der Bearbeiter das Projekt einer NTA niemals hätte in Angriff nehmen können, wenn ihm nicht in Gestalt der MEGA die historisch-kritische Edition aller von Marx sowie Engels verfassten bzw. bearbeiteten Ausgaben und Übersetzungen von Kapital-Band I vorgelegen hätte, auch wenn er die Editionen selbstverständlich nicht ohne kritische Prüfung genutzt hat. Dagegen konnte ihm die MEGA naturgemäß keinerlei Anregung vermitteln bei der Lösung der Aufgabe, eine lesefreundliche Textausgabe zu erarbeiten, eine Ausgabe also, die Leserin und Leser bei Lektüre bzw. Studium des Texts ruhig auf einer Seite verweilen lässt, ohne dass sie zum näheren Verständnis in gesonderten Anmerkungsapparaten usw. nachschlagen müssen. Die NTA wird also – in Fortführung der Überlegungen von Kropp/Nixdorf[66] – im Text keine Varianten enthalten. Dies schließt zwar einerseits an frühere Volksausgaben (Kautsky 1914, MELI 1932 und Korsch 1932) an, andererseits konnten diese auch als Anregung dafür dienen, wie dabei nicht zu verfahren ist. Insbesondere sind sämtliche am Text vorgenommenen Veränderungen – bis hin zur Interpunktion[67] – in einem gesonderten Apparat dokumentiert, den zwar die am bloßen Text Interessierten überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen müssen, der ihnen aber – wie auch den Fachleuten in Edition und Forschung – die Möglichkeit ständiger Überprüfung des Textes auf dessen Authentizität gibt. Dem von Engels ein- und von Kautsky und Korsch fortgeführten Verfahren undokumentierter Eingriffe in den Marx’schen Text wurde also nicht gefolgt, ebenso wenig der von Hickel in seiner oben erwähnten Ausgabe eingeführten Praxis, die von Engels gegenüber der 2. deutschen Ausgabe vorgenommenen Änderungen in gesonderten Fußnoten auszuweisen, weil dies den Text noch unübersichtlicher, mithin noch schwerer lesbar macht, als er ohnehin schon ist.

Zur Kapiteleinteilung von Kapital-Band I hatten schon Kropp/Nixdorf angemerkt, dass Marxens Wunsch, sie solle aus der französischen Ausgabe übernommen werden, bei der von ihnen vorgesehenen Volksausgabe nicht gefolgt werden könne, „denn die alte Einteilung in 25 Kapitel hat sich dem Bewusstsein von Generationen von Marx-Lesern eingehämmert.“[68] Auch diesem Hinweis ist bei der Erarbeitung der NTA gefolgt worden. Dagegen wurde aus der französischen Ausgabe die veränderte Abschnittsaufteilung übernommen: Der siebente Abschnitt umfasst nun lediglich die Kapitel XXI-XXIII, der achte die Kapitel XXIV und XXV. Die für den siebenten gewählte Überschrift Die kapitalistische Akkumulation wurde der deutschen Erstausgabe entnommen, die für den achten der französischen L’accumulation primitive (Die ursprüngliche Akkumulation), weil sich genau in dieser Gegenüberstellung die entscheidende Differenz zwischen den beiden Abschnitten ausdrückt. Für jene aber, denen in der Überschrift des achten Abschnitts wie auch von Kapitel XXIV das Wörtchen sog. (für sogenannt) fehlt, sei angemerkt, dass es im Text der deutschen Ausgaben an nur zwei Stellen verwendet worden war,[69] sein Äquivalent (soi-disant) in dem der französischen überhaupt nicht, so dass eine Aufnahme in die Überschriften irreführend gewesen wäre.

In allen Volksausgaben war dem schon von Marx bei der französischen Ausgabe angewandten Verfahren gefolgt worden, in den Fußnoten gegebene fremdsprachige Zitate zu übersetzen. In der NTA ist dieses Verfahren auf den gesamten Text ausgedehnt worden, so dass es in ihm – mit Ausnahme einiger Redewendungen, deren Sinngehalt nebst Quelle sowieso in redaktionellen Fußnoten zu erläutern sind – keine fremdsprachigen Passagen mehr gibt. Das Nämliche gilt für die Beseitigung von Anglizismen und Gallizismen, mit der schon Marx und Engels, wenn sie ihnen denn überhaupt auffielen, begonnen hatten, die aber zuweilen gar nicht einfach zu identifizieren sind, so dass auch Kautsky viele entgangen waren. Neben dem berühmt-berüchtigten untergehen (von undergo – durchmachen, erleiden) stehen solche Wörter wie Transportation, das mitnichten altertümliche Form für Transport, sondern Anglizismus für Deportation ist, bis hin zu einem Satz wie „Es ist notorisch, dass mit solchen Mixturen bereitetes Brod express für diese Art Kunden gemacht wird“; er lautet in der Quelle: „It is notorious that bread composed of those mixtures, is made expressly for sale in this manner,“ war also zu übersetzen mit: „Es ist stadtbekannt, dass mit solchen Beimischungen bereitetes Brod eigens für diese Art von Verkauf gemacht wird“. Dagegen mussten die zuweilen „sehr englisch“ anmutenden Satzkonstruktionen von Marx erhalten bleiben, da ihnen ohne definitive Beschädigung des von ihm verfassten Texts nicht beizukommen gewesen wäre.[70] Ebenso unterblieben Verdeutschungen von Fremdwörtern; in den Fällen, wo der Bearbeiter sie nicht in einem gewöhnlichen, billig zu erwerbenden Fremdwörterbuch gefunden hat, wurden sie in redaktionellen Fußnoten erläutert, in allen anderen sind Leserin und Leser gefordert, selber in ein solches Fremdwörterbuch zu schauen.

Bei dem Problem, dass die meisten von Marx verwendeten Maße und Gewichte englische sind, wurde nicht in der Weise vorgegangen, dass das Lesepublikum auf ein gesondertes und sowieso nicht genutztes Verzeichnis am Ende des Buches verwiesen wird. Im Falle konkreter Zahlenangaben schien es sinnvoller, den Text selbst in Editorschrift mit den Umrechnungen in metrisches System zu versehen, z. B.: „Schlafzimmer ungefähr 12 Fuss lang und 10 breit [11 m2], obgleich viele kleiner sind. Die kleine einstöckige Hütte wird oft durch Bretter in zwei Schlafstuben getheilt, oft ein Bett in einer Küche 5 Fuss 6 Zoll hoch [1.70 m].“[71] Damit wurde auch das Problem umgangen, gerundete englische Angaben durch Umrechnung in hyperexakte metrische Angaben zu verwandeln.

Dagegen verbot sich bei den nahezu durchweg in Pound, Shilling und Penny (bzw. Pfd. St., sh. und d.) gegebenen konkreten Preisen eine Umrechnung von selbst; eine Umrechnung in Mark und Pfennig wäre heutzutage ebenso sinnlos wie eine in Euro und Cent sinnwidrig. Hier konnten nur beim erstmaligen Auftauchen des Problems in einer redaktionellen Fußnote, sozusagen einer Generalanmerkung, einige Bemerkungen zum Rechnen in dieser Währung und zu den historisch gewandelten Währungsrelationen gemacht werden.

Vollständig revidiert wurden die bibliographischen Angaben. Erstens wurden sie aus den teilweise sehr ausführlichen Marx’schen Fußnotentexten herausgelöst, was zu deren besserer Lesbarkeit beiträgt, zweitens redaktionell um eine Vielzahl fehlender oder ganz weggelassener Angaben ergänzt und drittens, zusammen mit den – als solche gekennzeichneten – Erläuterungen des Bearbeiters in redaktionellen Fußnoten vereinigt. So wird z. B. bei dem ursprünglich an keiner einzigen Stelle mit einem konkreten bibliographischen Nachweis zitierten Adam Smith einheitlich auf die jeweilige Seitenzahl in der von Marx in einigen Fällen nachweislich genutzten einbändigen Ausgabe von 1848 verwiesen.[72]

***

Mit den in der NTA gegenüber früheren Ausgaben vorgenommenen Korrekturen und Veränderungen wird also der Versuch unternommen, dem Lesepublikum eine Ausgabe zur Verfügung zu stellen, die ihm zweierlei liefert – eine lesefreundliche und zugleich zuverlässige, auf den Marx’schen Texten und den ihnen zugrunde liegenden Quellen basierte Ausgabe. Ob das Vorhaben gelungen ist, es tatsächlich dem beabsichtigten Zweck einer weiteren Verbreitung und besseren Erschließung von Kapital-Band I dient, wird die Zukunft zeigen.

[1] Der Beitrag erschien zuerst (im Juli 2014) in japanischer Übersetzung in der Zeitschrift „Political Economy Quarterly“ (Tokyo), Vol. 51, No. 2, S. 18-30, und wurde für die deutsche Erstveröffentlichung leicht überarbeitet.

[2] Die auf der Tagung „Das Kapital“ von Karl Marx. Zur vollendeten Edition eines unvollendeten Projektes (Berlin, 31. 1. 2013) gehaltenen Referate wurden veröffentlicht in: Marx-Engels-Jahrbuch (im Folgenden: MEJb), Jg. 2012/2013, darunter auch das des Verfassers, in dem er seine Überlegungen zu einer neuen Textausgabe erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt hatte und aus dem er einige Passagen in diesen Aufsatz übernommen hat (vgl. ebenda, S. 191-97).

[3] Diese frühere Redaktionskommission wurde von den Instituten für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU (Moskau) bzw. beim ZK der SED (Berlin) gestellt. – Es erschienen zunächst die Editionen der von Marx selbst verfassten Ausgaben, also 1983 die Erstausgabe (MEGA II/5), 1987 die zweite verbesserte Auflage (MEGA II/6) und 1989 die von ihm revidierte französische Übersetzung (MEGA II/7), sodann die der von Friedrich Engels bearbeiteten Ausgaben, also 1989 die dritte vermehrte Auflage (MEGA II/8), 1990 die von ihm revidierte englische Übersetzung (MEGA II/9) und 1991 die vierte durchgesehene Auflage (MEGA II/10).

[4] Lediglich in Deutschland erschien – faktisch als Ergänzung zu der nach wie vor (seit 1962) unverändert erscheinenden Edition in: Marx/Engels: Werke, Berlin 1956ff. (im Folgenden: MEW), Bd. 23 – in einer elektronischen Version, also nicht einmal gedruckt, Karl Marx: Das Kapital. Erster Band. Supplement-CD. Hrsg. v. Manfred Müller. Berlin 2011. In ihr sind wenigstens einige dieser Erkenntnisse berücksichtigt, vor allem auf 125 Seiten vom Herausgeber als wesentlich erachtete Änderungen am Text der deutschen Ausgaben versammelt und auf 50 Seiten Übersetzungen jener Passagen gegeben, die genannt sind im „Verzeichnis von Textstellen aus der französischen Ausgabe, die nicht in die 3. und 4. deutsche Auflage aufgenommen wurden“ (vgl. MEGA II/10, S. 732-83). Aber ansonsten ist Kapital-Band I im deutsch-, französisch- und englischsprachigen Raum weiter so nachgedruckt worden, als ob die MEGA nie erschienen wäre. – Vgl. auch Fußnote 8.

[5] Otto Meißner aus Hamburg an Marx in London am 22. 10. 1881. Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis Amsterdam. Marx-Engels-Nachlass, Signatur D 3383.

[6] Marx aus London an Nikolai F. Danielson in St. Petersburg am 13. 12. 1881. In: MEW, Bd. 35, S. 246.

[7] Zur Gesamtproblematik vgl. Thomas Kuczynski: Welche Einträge in Marx’ Handexemplaren von Kapital Bd. I dienten der Vorbereitung einer dritten deutschen Ausgabe? In: MEJb 2010, insbes. S. 155-58.

[8] Zwar basierte die erste italienische Übersetzung von Kapital-Band I auf der französischen Ausgabe (vgl. Marx: Il Capitale. Critica dell’ economia politica. Turin 1886), aber in den darauf folgenden 125 Jahren ist meines Wissens eine vollständige Übersetzung in eine andere Sprache nur in Japan erschienen; in der Sowjetunion wurden lediglich bestimmte, von der vierten deutschen Ausgabe besonders stark abweichende Passagen ins Russische übersetzt (vgl. Karl Marks: Sočinenija. T. 49, Moskau 1974, S. 167-230); diese Übersetzung wurde, nochmals gekürzt, erneut veröffentlicht im Anhang zu Marks: Kapital. T. 1, Moskau 2011, S. 1158-80.

[9] Marx aus London an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken am 27. 9. 1877. In: MEW, Bd. 34, S. 295.

[10] In der Einleitung zu den Grundrissen (MEGA II/1, S. 42).

[11] Im Nachwort zur französischen Ausgabe (MEGA II/7, S. 690).

[12] Marx aus London an Sorge in Hoboken am 19. 10. 1877. In: MEW, Bd. 34, S. 302/3.

[13] Vgl. die Edition von Entwurf, Zwischenstufe und Endfassung dieses (unbetitelten) Verzeichnisses in MEGA II/8, S. 7-20, 21-24 u. 25-36. Zu einigen Unvollkommenheiten dieser Edition und der falschen Einordnung des Entwurfs vgl. Kuczynski, insbes. S. 105/6.

[14] Danielson aus St. Petersburg an Marx in London am 28. 10 (9. 11.) 1878. Rossijskij gosudarstvennyj archiv social’no-političeskoj istorii Moskau (im Folgenden: RGASPI), fond 1, opis 5, delo 3965. In russischer Übersetzung publiziert in: K. Marks, F. Engel’s i revoljucionnaja rossija. Moskau 1967, S. 351.

[15] Marx aus London an Danielson in St. Petersburg am 15. 11. 1878. In: MEW, Bd. 34, S. 358.

[16] Marx aus London an Danielson in St. Petersburg am 28. 11. 1878. In: MEW, Bd. 34, S. 362.

[17] Vgl. MEGA2 II/8, S. 58.

[18] Engels aus London an Sorge in Hoboken am 29. 6. 1883. In: MEW, Bd. 36, S. 45.

[19] Engels aus London an Marx in Harrogate am 29. 11. 1873. In: MEW, Bd. 33, S. 94. Hervorhebung – Th. K.

[20] Marx aus Harrogate an Engels in London am 30. 11. 1873. In: MEW, Bd. 33, S. 96.

[21] Engels aus London an Marx in Harrogate am 5. 12. 1873. In: MEW, Bd. 33, S. 98.

[22] Entwurf und Zwischenfassung waren zwar in London verblieben, wurden jedoch von ihm im Nachlass offenbar nicht entdeckt.

[23] Vgl. hierzu Kuczynski, insbes. S. 146/47.

[24] Engels aus London an Sorge in Hoboken am 29. 4. 1886. In. MEW, Bd. 36, S. 45.

[25] Die Briefe von Karl Marx und Friedrich Engels an Danielson (Nikolai-on). Mit e. Vorw. v. Gustav Mayer. Hrsg. u. eingel. v. Kurt Mandelbaum. Leipzig 1929.

[26] Zit. nach dem Abdruck in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge (im Folgenden: BMEFo. NF), Sonderband 1: David Borisovič Rjazanov und die erste MEGA. Hamburg 1997, S. 128/29 (im Folgenden: Kropp/Nixdorf).

[27] Vgl. BMEFo. NF, Sonderband 3: Stalinismus und das Ende der ersten Marx-Engels-Gesamtausgabe (1931-1941). Dokumente über die politische Säuberung des Marx-Engels-Instituts 1931 und zur Durchsetzung der Stalin’schen Linie am vereinigten Marx-Engels-Lenin-Instituts beim ZK der KPdSU aus dem Russischen Staatlichen Archiv für Sozial- und Politikgeschichte Moskau. Berlin, Hamburg 2001, S. 17/18, 94/95, 135, 187 u. 315.

[28] Vgl. ebenda, S. 415 u. 421, sowie Jakov Rokitjanskij: Das tragische Schicksal von David Borisovič Rjazanov. In: BMEFo. NF, Jg. 1993, S. 14/15. – Zwar konnte ich hinsichtlich Valerie Kropp (geb. Loeffler) für die Jahre bis 1931 über die dort gegebenen Angaben hinaus einige bio-bibliographische Details ermitteln, aber nichts über die Jahre nach ihrer Entlassung.

[29] Vgl. MEGA II/8, S. 58.

[30] Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Volksausgabe. Hrsg. v. Karl Kautsky. Bd. I. Stuttgart 1914.

[31] Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Hrsg. v. Friedrich Engels. Volksausgabe. Besorgt vom Marx-Engels-Lenin-Institut Moskau. Bd. I. Wien, Berlin 1932, S. 19*.

[32] Die beiden ebenda, S. 20*/21*, in der Note * angemerkten Ausnahmen, wo dann doch über Engels hinausgegangen worden war, wurden endlich, ganz puristisch, im MEW-Band 23 beseitigt.

[33] Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872. Berlin 1932. – Vgl. Hermann Duncker: Karl Korschs „Kapital“-Ausgabe. In: Internationale Presse-Korrespondenz (Berlin), Jg. 12, Nr. 45 v. 31. 5. 1932, S. 1413/14.

[34] Vgl. Marx: Le Capital. Livre I. Éd. établie et annotée par Maximilien Rubel. Paris 1963.

[35] Vgl. Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Bd. I, Frankfurt/Main, Berlin/West, Wien 1969.

[36] Marx: Le Capital. Critique de l’économie politique. 4. édition allemande. Livre I. Ouvrage publ. sous la reponsabilité de Jean-Pierre Lefebvre (im Folgenden: éd. Lefebvre). Paris 1983.

[37] Dies ist den überlieferten Korrekturbögen von Abschnitt I zu entnehmen; das Konvolut von 187 Seiten ist in der Bibliothek der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Berlin) vorhanden. Das über 1000 Blatt umfassende Variantenverzeichnis ist im RGASPI, fond 71, opis 4, dela 14-17, überliefert.

[38] Ladislaus Rudaš, Lev Ch. Falk-Segal’: Erklärung zur Herausgabe der MEGA (datiert auf den 25. 3. 1936), in deutscher Übersetzung abgedr. in: BMEFo. NF, Sonderband 3, S. 302/3.

[39] Ein konkreter Beschluss scheint nicht überliefert. Vgl. die Hilfskonstruktion von Rolf Hecker: Fortsetzung und Ende der ersten MEGA zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus (1931-1941). In: BMEFo. NF, Sonderband 3, S. 240/41.

[40] Vgl. MEGA II/7, S. 146.

[41] So schon vorgeschlagen in seinem Brief aus London an Paul und Laura Lafargue in Paris am 18. 10. 1869. In: MEW, Bd. 32, S. 635.

[42] Vgl. die Einleitungen zu MEGA II/7, S. 21*-23*, und zur éd. Lefebvre, S. XLII-L.

[43] Zu Engels vgl. MEGA II/8, S. 545 u. 555 (Nettoprodukt) sowie 545 u. 546 (Bruttoprodukt).

[44] Vgl. seinen oben zitierten Brief an Danielson vom 28. 11. 1878 bzw. MEW, Bd. 34, S. 362.

[45] Dass sich dies bei einer wissenschaftlichen Edition als Problem stellen könnte, wurde mir erst klar, als ich im Translator’s Preface Ben Fowkes’ Begründung für seine Neuübersetzung las: „Firstly, the English language itself had changed ... Think only of the pejorative sense the word ‘labourer’ has taken on, making its replacement by ‘worker’ essential.“ Vgl. Marx: Capital. A Critique of Political Economy. Bd. I. Introd. by Ernest Mandel. Transl. by Ben Fowkes. London 1990, S. 87.

[46] Vgl. die Briefe von Marx aus London an Danielson in St. Petersburg am 28. 5. 1872, an Sorge in Hoboken am 21. 12. 1872 und an Lachâtre in Brüssel am 12. 5. 1874 sowie von Jenny Marx (Tochter) aus London an Ludwig Kugelmann in Hannover am 3. 5. 1872 (vgl. MEW, Bd. 33, S. 477, 552, 626 u. 700).

[47] MEGA II/7, S. 690.

[48] Vgl. seinen Brief an Sorge vom 27. 9. 1877. In: MEW, Bd. 34, S. 295.

[49] Vgl. MEGA II/5, S. 49; II/6, S. 111; II/7, S. 61; MEW, Bd. 23, S. 95; éd. Lefebvre, S. 93.

[50] Vgl. MEGA II/5, S. 108; II/6, S. 171; II/7, S. 123; II/8, S. 169 u. Variante 169.13; II/10, S. 141.

[51] Vgl. MEGA II/6, S. 54 u. Variante 54.8-10 sowie S. 186; II/7, S. 138.

[52] Vgl. MEGA II/6, S. 551; II/7, S. 523.

[53] Vgl. MEGA II/6, S. 587; II/7, S. 565; II/8, S. 605 u. Variante 605.7-8.

[54] Vgl. MEGA II/6, S. 540; II/7, S. 511.

[55] Vgl. MEGA II/8, S. 57.

[56] Marx in London an Engels in Manchester am 31. 7. 1865. In: MEW, Bd. 31, S. 132.

[57] Vgl. MEGA II/10, S. 22/23.

[58] Marx aus London an Kugelmann in Hannover am 13. 10. 1866. In: MEW, Bd. 31, S. 534.

[59]MEGA II/6, S. 239.

[60] [Thomas Barber Wright, John Harlow:] The currency question. The Gemini letters. London 1844, S. 266.

[61] MEGA IV/7, S. 148.

[62] MEGA II/2, S. 154 (Zur Kritik der Politischen Oekonomie. Erstes Heft).

[63] Vgl. MEGA II/6, S. 651; IV/4, S. 376; II/10, S. 649; II/9, S. 627.

[64] Vgl. MEGA II/9, S. 636; II/6, S. 658/59; II/10, S. 660.

[65] Vgl. MEGA II/6, S. 689 sowie II/10, S. 691; II/9, S. 667; IV/9, S. 481.

[66] Vgl. (auch zu vielen der nachfolgend genannten Probleme) Kropp/Nixdorf, S. 129-31.

[67] Es sei daran erinnert, dass schon humorige Zeitgenossen Schillers Vers „Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt“ durch Einfügung eines Interpunktionszeichens in sein Gegenteil verkehrt haben: „Der brave Mann denkt an sich – selbst zuletzt“. Dasselbe trifft zu auf die (leicht anzügliche) Gegenüberstellung „Er wollte sie nicht“ und „Er wollte, sie nicht“.

[68] Kropp/Nixdorf, S. 130.

[69] Vgl. MEGA II/6, S. 645 u. 664.

[70] Vgl. dagegen die Überlegungen von Rudolf Löwe: Der Einfluß des Englischen auf die Sprache von Karl Marx – ein Beitrag zur Textkritik des „Kapital“. In: Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik (Berlin/DDR), Jg. 5, 1957, H. 2, S. 153-65.

[71] Vgl. MEGA II/6, S. 624.

[72] Vgl. Adam Smith: An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. With a Memoir of the Author’s Life. Complete in One Volume. Aberdeen, London 1848. – Der Nachweis gelang erstmals bei der Edition von Manuskript VIII des Zweiten Buches, also 2008. Vgl. MEGA II/11, S. 701 nebst Erläuterung. Auf dieser Grundlage konnten auch die Seitenzahlen in den Handexemplaren der zweiten deutschen sowie der französischen Ausgabe von Kapital-Band I, die bis dahin nicht oder falsch identifiziert worden waren, richtig zugeordnet werden. Vgl. in MEGA II/7, im Verzeichnis der Randanstreichungen und sonstigen Bemerkungen, die Stützstellen 542.40 u. 545.32 sowie in II/8, im Variantenverzeichnis, Stützstelle 536.7, 39-42.